Erfahrung und Leidenschaft, Natürlichkeit und hohe Qualitätsstandards sind der rote Faden der Weinguts von Michele Alois.
In der Welt herumzureisen bringt uns manchmal näher nach Hause, als wir glauben. Die Seidenstraße, wie sie der Geograph Ferdinand von Richthofen beschrieben hat, Melange der Zivilisation und Ort ruhmreicher Geschehnisse der Geschichte, war in gewisser Hinsicht auch eine Weinstraße.
Was es mit dieser Verbindung zwischen Seide und Wein auf sich hat, wird dem Besucher der ehemaligen Bourbonischen Seidenmanufakturen von San Leucio (Caserta) sehr schnell deutlich. Hier, wie im Rest der Welt, steht der Name Alois für Qualität in der Kreierung und Herstellung von Seidenstoffen, die sich heute in den Gemächern der höchsten und bedeutendsten Häuser Europas und der Welt befinden: vom Sitz des Italienischen Staatspräsidenten, dem Quirinale, bis zum Weißen Haus und dem Louvre. 1885 wurde die Firma Alois gegründet und übernahm die ehemalige Seidenmanufaktur Ferdinands des IV. von Bourbon. Sie blieb mit stetig wachsendem Erfolg in Familienbesitz, bis Michele Alois 1992, einen lange gehegten Wunsch verwirklichend, einen Versuchsweinberg für den experimentellen Anbau von 9 autochthonen Reben Kampaniens anlegte und so zu deren Wiederentdeckung beitrug. Zur Seide der Alois Dynastie kam so der Wein hinzu.
Casamiadecor - March 2005 n.105
An den Hängen der Monti Caiatini, den Bergen nördlich von Caserta, in der Nähe von Caiazzo, hat Michele Alois auf der spektakulären Lava-Hochebene von Pontelatone seinen Traum verwirklicht: 9 Ha Weinberg, die Kellerei und ein restauriertes Bourbonisches Landhaus von Anfang des 19. Jahrhunderts.
Großgewachsen und hager, das Gesicht wie aus Erde geformt, tief verbunden mit Natur und Land, verbringt er seine Stunden der Muße auf dem Landsitz der Familie in Pontelatone. Dabei gedenkt er gerne dieser beinahe als Wette entstandenen Herausforderung und erzählt davon, wie er die ersten Reben des autochthonen Casavecchia-Rebbergs pflanzte.
Eine Wette und eine Herausforderung, die viel mit dem Stolz der Menschen dieses Landstriches für ihre Erde und deren Früchte zu tun hat.
... "Der Weinberg ist für mich Liebe, mit über sechzig Jahren habe ich neu angefangen: um einen guten Wein zu machen, braucht man gute Trauben, und um gute Trauben zu machen, darf man sie nicht aus den Augen verlieren: deshalb bin ich täglich selbst im Weinberg, auch wenn ich ausgezeichnete Mitarbeiter habe."
AD Campania Edizioni Condé Nast - n.271 dicembre 2003So war Giovan Francesco Alois 1510 als Sohn von Aloisio Alois und Ippolita Caracciolo geboren worden und heiratete Isabella Caracciolo, die ihm fünf Kinder schenkte: Ippolita, Beatrice, Luigi, Orazio und Giovan Battista.
Die Familienresidenz in Caserta befand sich im Ort Piedimonte di Casolla und ist dort noch heute im oberen Ortsteil sichtbar, an der ursprünglich über Casolla und S. Pietro ad Montes nach Casertavecchia führenden Straße. Doch hielt sich die Familie für gewöhnlich in ihrem Palast zu Neapel auf, in der Nähe der Kirche San Nicola a don Pietro, an einem Bogen mit dem Namen „Supportico dei Caserta“. Hier fand Giovan Francesco berühmte Lehrer, wie Pietro Summonte (1453-1526), und pflegte Freundschaften mit zahlreichen Humanisten der Zeit, vor allem über Scipione Capece.
Innerhalb des humanistischen Ambientes Neapels wurde Giovan Francesco Alois “Il Caserta” genannt.
Am 4. März 1564 starb Giovan Francesco Alois, von der Kommission der Inquisition wegen seiner Reformideen zum Tode verurteilt. Was den auf die Hinrichtung folgenden Tumult angeht, unterstreicht die moderne Kritik, dass es sich um eine regelrechte Revolte gehandelt habe, und schreibt sie der Grausamkeit ihrer Ausführung zu, da der Henker den abgeschlagenen Kopf des Verurteilten anschließend verbrannte.
Vize-König Parafan de Ribera beschrieb die Situation in einem Brief an den König von Spanien: «[…] y la gente noble y del pueblo han mostrado gran contentamiento, dunque [aunque, anche se, nonostante?] nunca abian visto hacer justicia […]». «[…] die Leute vom Adel und vom Volke zeigten große Zufriedenheit, auch wenn sie niemals Gerechtigkeit haben vollziehen sehen ??? […]». Gewiss hätte de Ribera dieses Detail in seinem Schreiben an den König von Spanien nicht ausgelassen. Es scheint tatsächlich, dass auf die Hinrichtung von Giovan Francesco Alois eine, wenn auch nur kurze Phase der Besinnung und der Organisierung einer Aufruhr gegen den Kommissar der Inquisition und gegen seine Helfer in Neapel folgte.
Die Weinherstellung ist eine sehr alte Tradition in Kampanien, die auf die Zeit vor der griechischen Kolonisierung (VIII. Jhd. v. Chr.) zurückgeht und auch für die Bourbonen eine authentische Leidenschaft darstellte. Diese legten gegen Mitte des 18. Jahrhunderts in San Leucio, in unmittelbarer Nähe ihrer Sommerresidenz in Caserta, einen Versuchsweinberg an („La Real Vigna del Ventaglio“). Hier waren die verschiedenen Rebsorten fächerförmig so angelegt, dass sie jeweils die besten klimatischen Bedingungen für die Herstellung der Weine genossen.
Die jährliche Produktion belief sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts auf circa 80 Fässer und der Weinberg befand sich süd-östlich vom heutigen Monte S. Leucio, zwischen dem Belvedere und S. Silvestro. Er war im Halbkreis angelegt und in zehn Fächerspeichen oder Abschnitte eingeteilt.
Jeder vom Zentrum ausgehende Abschnitt enthielt unterschiedliche Weinreben und war jeweils mit einem kleinen Zugangstürchen und einem Travertin-Stein versehen, in den der Name der Rebsorte eingemeißelt war.
Cavalier Sancio beschreibt die Vigna del Ventaglio im Jahr 1826 wie folgt: «Natur, Wesen und abfallende Lage des Terrains machten diesen Ort zum Anbau von Weinreben bestens geeignet. Vor ungefähr 50 Jahren wurde bestimmt, den Weinberg auf einem von der Familie Panaro erstandenen Besitz einzurichten, wie hier auch auf Blatt 43 von uns vermerkt worden ist.
Die Anlage des Weinbergs ist einzigartig, wie den im Kartenband enthaltenen Tafeln zu entnehmen ist. Er bildet einen Halbkreis, in zehn Speichen eingeteilt, und ähnelt damit einem Fächer, woher auch sein Name stammt. Jeder von der Mitte ausgehende Abschnitt, an dem sich ein kleines Eingangstörchen befindet, enthält die Reben einer besonderen Art, gekennzeichnet durch einen Steinblock aus Travertin. […] Die Reben sind niedrig gehalten, nach italienische Brauch, und es sind ca. 10.000.
Es befindet sich in diesem Weinberg kein einziger Baum, noch irgend eine andere Form des Anbaus, und es werden keine anderen Techniken verwandt, als die für die Reben geeigneten, also dreimal Umhacken, Gründüngung mit Saubohnen u. ä.
Am Gipfel des Weinberges, wenige Meter außerhalb seiner Abgrenzung befindet sich eine große Scheune mit Sitzgelegenheiten, von Pflanzen umgeben, die 1828 erbaut worden war, um der königlichen Familie Gelegenheit zum Ausruhen zu geben.